Von der mauen Branchenstimmung ist bei den Aalenern nichts zu spüren. Die Firma will nach einem guten Jahr 2019 weiter wachsen und neue Stellen schaffen.
Rund eineinhalb Jahre nach der Übernahme durch den Investor SFO gibt es erneut gute Nachrichten von den SHW Werkzeugmaschinen. „Wir haben 2019 unsere Ziele erreicht“, sagt Geschäftsführer Martin Greis. Der Umsatz lag bei rund 55 Millionen Euro. Kurz nach der Übernahme aus der Insolvenz heraus hatte SFO-Chef Wolfgang Schepp das Ziel von 50 Millionen Euro genannt. „Wir sind mit dem vergangenen Jahr sehr zufrieden“, sagt Greis. Der Start ins neueste Kapitel der Geschichte des traditionsreichen Unternehmens sei „geglückt“ – von einer empfindlichen Delle, unter der derzeit viele Maschinenbauer leiden, ist bei SHW WM nichts zu spüren.
Im vergangenen Jahr hat Greis das Unternehmen kräftig umgebaut. „Wir haben viele Prozesse neu organisiert, die Produktivität gesteigert und eine neue Unternehmenskultur etabliert.“ Die interne Kommunikation sei nun offener und transparenter. „Zudem haben wir im operativen sowie im kaufmännischen Bereich an einigen Stellschrauben gedreht, um uns effizienter aufzustellen.“ Die Mitarbeiter sollen überdies am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden. Eine entsprechende Prämie werde es für das vergangene Jahr geben. „Wir wollen eine Win-win-Situation für alle Beteiligten schaffen.“ Nach dem Weggang von Anton Müller im vergangenen Jahr ist Greis alleiniger Geschäftsführer der SHW WM.
China und USA als Wachstumsmärkte im Visier
Dass der Neustart aus der mehrmonatigen Insolvenz gelungen ist, liege auch an den treuen Kunden der SHW WM. „Viele haben mit ihren Investitionsentscheidungen auf den Neustart gewartet. Das kam uns natürlich entgegen“, sagt Greis. Erst vor wenigen Wochen haben die Aalener eine Fahrständermaschine an das Schweizer Unternehmen Köppel AG geliefert. „Bei SHW WM handelt es sich um eine Firma, bei der wir auch als kleiner Mittelständler Akzeptanz und Wertschätzung erfahren“, begründet deren Chef Marcel Köppel die Entscheidung für eine Werkzeugmaschine aus Aalen.
Wir würden es wieder tun.
Wolfgang Schepp, SFO
Rund 60 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet SHW WM inzwischen im Ausland. „Schwerpunkte sind allerdings noch immer Deutschland und Europa“, erklärt Greis. Jenseits des Kontinents hat das Unternehmen vor allem den chinesischen sowie den US-amerikanischen Markt im Visier. In beiden Ländern unterhält SHW WM Tochtergesellschaften, in beiden will man künftig weiter wachsen. „Wir wollen uns breiter aufstellen, um die Abhängigkeit von einigen Märkten verringern.“ Sowohl in den USA als auch in China sei das Potenzial groß. Allerdings geht Greis die Expansion behutsam an.
„Gerade China ist für einen deutschen Maschinenbauer ein schwieriger Markt“, sagt der Geschäftsführer. Einer, mit dem die Aalener schlechte Erfahrungen gemacht hatten: Unter anderem ein gescheitertes Großprojekt im Reich der Mitte führte zusammen mit dem Wegbrechen des russischen Absatzgebiets zur Insolvenz vor knapp zwei Jahren. Noch immer verhindern die Sanktionen gegen Russland gute Geschäfte im einst so wichtigen Markt für SHW WM. „Wir bleiben dort aber auf den wichtigsten Branchenmessen präsent, auch wenn das Embargo keine Projekte zulässt“, erklärt Greis.
Kräftig investiert haben die Aalener auch in ihre Tochtergesellschaft SHW Bearbeitungstechnik. Vier neue Maschinen hat die Firma 2019 gekauft, eine fünfte wird bald geliefert. „Wir wollen unsere Fertigungstiefe weiter erhöhen“, sagt Greis. Natürlich treibt das Unternehmen auch die Megathemen Digitalisierung und Industrie 4.0 um. „In allen Fragen der Digitalisierung und deren Anwendung auf Werkzeugmaschinen wollen wir 2020 ein gutes Stück weiterkommen.“ Den Umsatz will Greis in diesem Jahr weiter steigern. Die Lage sei aktuell gut. „Allerdings nehmen die Unsicherheitsfaktoren zu“, erklärt er und meint damit vor allem den Handelsstreit zwischen den USA und China sowie den Ausbruch des Coronavirus, der Lieferketten in aller Welt durcheinanderbringt.
Nichtsdestotrotz sucht das Unternehmen aktuell neue Mitarbeiter, wie der Geschäftsführer erklärt. Bis zu 15 neue Stellen seien noch offen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 270 Mitarbeiter, den Großteil davon am Stammsitz in Wasseralfingen. Der ist und bleibt der einzige Fertigungsstandort, wie Greis betont. Mit der Entwicklung der SHW WM ist übrigens auch Investor Wolfgang Schepp zufrieden. „Wir würden es wieder tun“, sagt er – und meint damit die Übernahme vor knapp 18 Monaten.
© Wirtschaft Regional 24.02.2020 14:54