Erschienen auf www.wirtschaft-regional.de
Von Robert Schwarz
Der Verkauf von SHW WM ist besiegelt, der Blick geht nach vorne. Der neue Eigentümer erklärt, welche Ziele er verfolgt – und warum die Firma bereits jetzt nach neuen Mitarbeitern sucht.
Die Sonne strahlt an diesem Mittag. Wolfgang Schepp tut es auch. Der Münchner ist einer der neuen Eigentümer der SHW Werkzeugmaschinen – und ist sichtlich froh darüber. „Es ist eine Firma, die in der Branche absolut einzigartig ist. Wir sind froh, dass wir den Zuschlag erhalten haben“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung und erklärt, was er mit dem jüngsten Neuzugang der Beteiligungsgesellschaft SFO alles vorhat.
„Wir verfolgen ein absolut langfristiges Interesse“, sagt Schepp. Die SFO habe in den vergangenen Jahren mehrere Maschinenbauer übernommen und sei finanziell sehr stark aufgestellt. SHW WM passe perfekt ins Portfolio. Aber „ein Investor mit Kapital alleine reicht nicht. Wir haben genaue Vorstellungen, was die Struktur der SHW WM angeht“.
Schepp will mit dem Führungsteam SHW WM umbauen und so langfristig erfolgreich sein. „Wir werden die Durchlaufzeiten und internen Prozesse für die neue Strategie optimieren, damit sich das Unternehmen weiter positiv entwickeln kann“, erklärt Geschäftsführer Anton Müller. Erste Verbesserungen habe man bereits vor und während der Insolvenz erreicht. Schepp will zudem einen weiteren Schwerpunkt setzen: „Wir werden massiv in Forschung, Entwicklung und Innovationen investieren“, sagt der Investor. Die SHW WM soll etwa ein Technikum bekommen, in dem die Ingenieure und Techniker jenseits des Alltagsgeschäfts neue Ideen entwickeln sollen. Grund: „Die Konkurrenz schläft nicht. Um technologisch führend zu bleiben, dürfen wir uns nicht auf dem erreichten Know-how ausruhen.“
Zusätzlich will Schepp die Fertigungstiefe und Wertschöpfung erhöhen, heißt: mehr Teile und Module der Maschinen am Standort in Wasseralfingen entwickeln und bauen. Der Investor lässt zudem durchblicken, dass er sich in diesem Zusammenhang auch Zukäufe vorstellen kann. „Wir sind guter Dinge. Allerdings müsste die Firma perfekt zu SHW WM passen.“ Der Fokus liege dennoch auf dem organischen Wachstum.
Anton Müller bleibt Geschäftsführer, ist aber nicht mehr Gesellschafter des Unternehmens. Das Führungsteam der Werkzeugmaschinen ist nach der Nominierung von Martin Greis als kaufmännischer Geschäftsführer ebenfalls komplett. Greis gilt als ausgewiesener Sanierungs- und Restrukturierungsspezialist. Gemeinsam mit Martin Rathgeb und Oliver Reuter sollen er und Müller SHW WM in die Zukunft führen.
Schepp macht zudem deutlich: „Wir stehen zum Produktionsstandort Aalen.“ Begeistert hat den Münchner die Loyalität der Mitarbeiter in den vergangenen Monaten. „Während der Insolvenz gab es nur einen sehr geringen Aderlass auf der Mitarbeiterseite“, erklärt Müller. Lediglich 15 Beschäftigte hätten gekündigt. Auch hier geht der Blick nach vorne. Eines der Ziele ist, neue Mitarbeiter einzustellen. „Vor allem im Software-Bereich und in der Entwicklung brauchen wir gute, neue Leute“, so Schepp.
„Wir wissen, was wir tun.“ ( Wolfgang Schepp, SHW-WM-Investor )
Umsatzziel: 50 Millionen Euro
Klar ist: „Nachdem die Transaktion über die Bühne gegangen ist und die Gesellschaften zusammengefasst sind, gilt es nun, den Fokus auf das Tagesgeschäft zu legen“, sagt Müller. Die Auftragsbücher bei SHW WM seien trotz der durch die Insolvenz „schwierigen Sommermonate“ bereits „gut gefüllt“. Schepp taxiert das Umsatzziel für 2019 auf rund 50 Millionen Euro „und es sieht so aus, dass wir das auch erreichen können“.
Strategisch will sich SHW WM künftig stärker auf die innereuropäischen Märkte konzentrieren. Eine Lehre aus der Vergangenheit: „Die zu starke Internationalisierung, die gleichzeitig sehr hohe Risiken auf der wirtschaftlichen wie auch politischen Seite birgt, hat das Unternehmen überstrapaziert und aufgrund der geringen Eigenkapitaldecke überfordert“, erklärt Müller. Er meint damit das Russland-Embargo, das SHW WM ebenso zusetzte wie ein geplatzter Auftrag in China. Hinzu kamen „individuelle, auch kaufmännische Fehler“, wie Schepp neutral formuliert. Aus dieser Konstellation resultierten Verluste und ein erhöhter Kapitalbedarf, über den sich die Gesellschafter nicht einig wurden. Die Folge war die Insolvenz – trotz eines Auftragsvolumens von 50 Millionen Euro im Januar 2018. „Die Qualität der Maschinen und der Auftragseingang waren nicht das Problem“, sagt auch Schepp.
Dass SHW WM trotz des Insolvenzantrags eine Zukunft hat, kristallisierte sich schnell heraus. 40 Investoren meldeten ihr Interesse an, darunter viele aus dem amerikanischen und asiatischen Raum. Das lag auch daran, dass Müller bereits zu Beginn des Jahres versucht hatte, SHW WM neu auszurichten. Dazu gehörte etwa die Optimierung der Produktpalette. Schepp ist sich nicht nur deshalb sicher, mit dem Wasseralfinger Unternehmen die richtige Wahl getroffen zu haben. Er sagt: „Ich habe noch nie einen Deal bereut. Wir wissen, was wir tun.“
© Wirtschaft Regional 31.10.2018