Mit einer 92-jährigen Firmengeschichte hat sich die Flottweg SE vom Motorenbauer für Motorräder und Flugzeugmotoren zu einem Spezialisten für Dekanter- und Separatortechnologie entwickelt. Im Jahr 2022 erzielte das weltweit tätige Unternehmen mit über 1.100 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 282 Millionen Euro. Bereits 2018 bekannte sich Flottweg klar zum Hauptsitz in Vilsbiburg und zur Qualität „Made in Germany“ und investierte in die Erweiterung des Standorts.
Rund 55 Millionen Euro wurden in den Bau des Werk 2 in Vilsbiburg, Bayern, investiert. Diese Erweiterung umfasste nicht nur neue Fertigungshallen, sondern auch die Neu- und Umstrukturierung der Fertigungs- und Ablaufprozesse. Dazu mussten auch Werkzeugmaschinen beschafft werden, die den zukünftigen Aufgaben gewachsen sind und Potenzial für weiteres Wachstum bieten.
Ein kompetentes Team von Flottweg, bestehend aus Experten aller notwendigen Fachabteilungen, traf sich im Mai 2022 mit verschiedenen Werkzeugmaschinenherstellern zur Beratung. Die Herausforderung bestand darin, ein Fräs-Drehbearbeitungszentrum zu finden, das komplexe rotationssymmetrische und kubische Bauteile aus hochfesten Werkstoffen wie Inconel, Hastelloy und verschiedenen Chrom-Nickel-Stählen mit speziellen Sonderwerkzeugen bearbeiten kann.
Die Entscheidung fiel auf die SHW Werkzeugmaschinen GmbH, die die Anforderungen überzeugend erfüllte. Das vollgekapselte Fräs-Drehzentrum PowerSpeed-Cube bietet mit Verfahrwegen von X 4.000 mm/Y 2.100 mm/Z 1.600 mm einen großen Bearbeitungsraum und kann dank des SHW-eigenen „TightBlock“-Systems flureben aufgestellt werden. Dieses Verbundsystem mit hoher Masse sorgt für optimale Dämpfung und Steifigkeit und gleicht Höhenunterschiede zwischen Maschine und Aufspannfläche aus. Zudem bietet es mit zwei breiten Späneförderern und einer Gestellspülung ein optimales Spänemanagement.
Um einen stufenlosen Zugang für den Bediener zu ermöglichen, wurde der „TightBlock“ bei Flottweg um etwa 750 mm tiefergelegt. Die Stabilität und Vibrationsarmut der Maschine, die für die Bearbeitung schwer zerspanbarer Werkstoffe erforderlich ist, wird durch die Verwendung der bewährten PowerSpeed 4000-Baugruppen gewährleistet. SHW achtet schon bei der Konstruktion auf die Abstimmung der Komponenten, um höchste Leistungsübertragungen vibrationsarm zu realisieren.
Ein wichtiger Aspekt für die Wahl der SHW PowerSpeed war die Durchhangskompensation des massiven Spindelstocks, die durch den Doppelspindelantrieb erreicht wird. Zwei separat angetriebene 80er Kugelrollspindeln mit linearen Messsystemen sorgen für höchste Leistungsübertragung und verhindern das Abkippen des Spindelstocks. Ein weiteres entscheidendes Kriterium war der eingesetzte Orthogonalfräskopf, der schmale und tief liegende Konturelemente erreicht. Mit einer stufenlosen A-Achse und einer 1° Hirthverzahnten C-Achse können alle Winkelpositionen angesteuert werden.
Die Getriebespindel mit HSK100-Werkzeugaufnahme bietet ein Drehmoment von 1.204 Nm bei 6.000 U/min und einer maximalen Leistung von 75 kW, was die Bearbeitung hochfester und klemmender Materialien ermöglicht. Die von Flottweg gewünschte Drehoption wird durch einen Drehwerkzeughalter realisiert, der an der Spindelnase des Orthogonalfräskopfes befestigt wird und die Zerspanungskräfte auf das Spindelgehäuse überträgt.
Das Spannsystem der PowerSpeed-Cube ermöglicht die Bearbeitung kubischer und rotationssymmetrischer Werkstücke mit großen Längen und Höhen. Die Spezialisten von Flottweg entschieden sich für eine flexible Lösung, die rüstzeitoptimiertes Arbeiten erlaubt. An beiden Seiten der Maschine sind Aufspannplattensegmente mit Nullpunktspannsystemen angebracht, die eine schnelle und effiziente Vorbereitung der Werkstücke ermöglichen. Der Fräs-Drehtisch mit einem Durchmesser von 2.000 mm und einer maximalen Drehzahl von 300 U/min trägt zur Flexibilität bei.
Das Werkzeugmagazin bietet 150 Speicherplätze für Werkzeuge mit einer Länge bis 700 mm und einem Durchmesser bis 250 mm. Für längere und größere Werkzeuge steht ein zusätzliches 10-fach Pick-up-Magazin zur Verfügung. Zwei großdimensionierte Späneförderer und eine Gestellspülung sorgen für ein effizientes Spänemanagement und einen sauberen Arbeitsraum.
Zwei Kameras ermöglichen die sichere Beobachtung des Arbeitsprozesses. Geordnete Ablagesysteme und papierloses Arbeiten sorgen für ein gut organisiertes und digitalisiertes Arbeitsumfeld, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen.
Die Zusammenarbeit mit Flottweg bei diesem anspruchsvollen Projekt war für SHW Werkzeugmaschinen eine angenehme Herausforderung. Flottweg als Kunden zu haben, erfüllt SHW mit Stolz, und man freut sich auf eine weiterhin freundschaftliche und kooperative Geschäftsbeziehung.
Bilder SHW WM.